Berlin, den 27.03.2020. Die Arbeiterwohlfahrt warnt vor einer ungehemmten Ausbreitung des Corona-Virus in den Flüchtlingsunterkünften. Ein Ausbruch der Krankheit in einem Wohnheim würde nicht nur Personal und Bewohner einem enormen Risiko aussetzen, sondern auch zu einer Überforderung der umliegenden Krankenhäuser führen. „Die Mitarbeiter vor Ort geben sich größte Mühe, angemessen zu informieren und Sicherheit zu erhöhen“, erklärt Brigitte Döcker, „wir werden aber langfristig andere Lösungen brauchen, um einen ausreichenden Schutz garantieren zu können.“
Schon jetzt reichen die Einzelzimmer an vielen Standorten nicht mehr aus. In einer gut belegten Unterkunft sind räumliche Distanz und Selbstquarantäne unmöglich. Gemeinschaftstoiletten, ein geteilter Speisesaal und die Unterbringung auf engstem Raum stellen Personal und Bewohner vor z.T. unlösbare Herausforderungen. An vielen Orten mangelt es zudem an Desinfektionsmitteln und Quarantänemöglichkeiten.
Damit die Situation nicht weiter eskaliert, plädiert die Arbeiterwohlfahrt an verantwortliche Stellen:
1.Das Recht auf Gesundheit gilt für alle! Räumliche Distanz ist in Unterkünften schlichtweg nicht möglich. Gesundheitsvorsorge und -versorgung ist für Flüchtlinge genauso zu gewährleisten wie für alle anderen Menschen.
2. Negative Asylbescheide sind bis zum Sommer auszusetzen, da in der aktuellen Situation die Wahrung des Rechtswegs nicht garantiert ist.
3. Die Gewahrsame sind als potentielle Krankheitsherde umgehend zu schließen.
4. Sammelunterkünfte sind so weit als möglich durch dezentrale Unterbringung zu ersetzen! Insbesondere Erstaufnahmeeinrichtungen, mit einer großen Belegungsdichte, müssen umgehend geschlossen werden. Eine Wiedereröffnung der bereits geschlossenen und leerstehenden Einrichtungen wird allen Kommunen und Ländern dringend angeraten, um die ungehemmte Ausbreitung von Corona Erkrankungen einzudämmen. Die Unterbringung in Aufnahmeeinrichtungen ist nur noch im Familienverband bzw. in Einzelzimmern zu verantworten.
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Die Arbeiterwohlfahrt gehört zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege und wird bundesweit von über 335.000 Mitgliedern, 66.000 ehrenamtlich engagierten Helferinnen und Helfern sowie 225.000 hauptamtlichen Mitarbeiter*innen getragen.
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Quelle: AWO-Bundesverband e.V.