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Rassismuskritische Arbeit in den Jugendmigrationsdiensten der Arbeiterwohlfahrt

Die Jugendmigrationsdienste (JMD) der Arbeiterwohlfahrt sind in mehrfacher Hinsicht gegen Rassismus aktiv: Mitarbeitende beteiligen sich an der Kampagne „AWO gegen Rassismus – AWO für Vielfalt“. Darüber hinaus gehört die Arbeit gegen Rassismus das ganze Jahr über zu ihrer Praxis als Teil einer Sozialen Arbeit, die junge Menschen mit Migrationsgeschichte beim Übergang von der Schule in die Ausbildung und den Beruf begleitet und unterstützt und gleichzeitig die Bereiche der Existenzsicherung und der Gesundheit der Jugendlichen, ihre Partizipation und politisch-gesellschaftliche Bildung in den Blick nimmt. Die Jugendmigrationsdienste der AWO sind an 72 Standorten im Bundesgebiet tätig und werden vom Bundesjugendministerium (BMFSFJ) gefördert.

In den Jugendmigrationsdiensten ist ein rassismuskritischer Ansatz Teil des professionellen Selbstverständnisses. Zu den Erfahrungen junger Menschen, die sich an die JMD wenden, gehören auch Erfahrungen mit rassistischer Diskriminierung, sei es bei Behörden, in Schule und Ausbildung, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder anderen Alltagssituationen. Die Jugendlichen begegnen dabei sowohl Diskriminierungen, in denen sich individuelle Haltungen zeigen, als auch solchen, die auf sozialen und institutionellen Strukturen beruhen. Rassistische Diskriminierungen beschädigen Selbstwertgefühl und Zugehörigkeitsempfinden und gefährden Partizipation und Chancengerechtigkeit.

Die JMD bieten einen diskriminierungssensiblen Raum, in dem Rassismuserfahrungen zur Sprache kommen, und Ansprechpersonen, die diese Erfahrungen wahrnehmen und anerkennen. Auf dieser Basis werden Diskriminierungserfahrungen aufgearbeitet. Indem die Fachkräfte gemeinsam mit den Ratsuchenden Handlungsmöglichkeiten entwickeln, stärken sie Jugendliche für künftige Situationen. Gegebenenfalls werden spezialisierte Beratungsstellen eingeschaltet.

Eine Voraussetzung dafür ist, dass Fachkräfte in Fortbildungen ihre Kompetenz stärken, gesellschaftliche Zusammenhänge zu reflektieren und zu erkennen, wie der rassistische Blick Bevölkerungsgruppen homogenisiert, hierarchisiert und unversöhnliche Gegensätze konstruiert. Dazu gehört auch, dass sich Fachkräfte der eigenen Rolle und Perspektive bewusst werden. Die JMD machen darüber hinaus Diskriminierung innerhalb ihrer Netzwerke vor Ort zum Thema. Auf der Bundesebene setzt sich die AWO dafür ein, eine rassismuskritische und diskriminierungssensible Migrationssozialarbeit zu stärken – gemeinsam mit den anderen Trägergruppen der JMD, der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit, der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit und dem Internationalen Bund/Freie Trägergruppe.

Nicht nur in der Beratung und Begleitung von Jugendlichen ist die rassismuskritische Arbeit ein wichtiges Element, sie gehört auch zu den Inhalten der Gruppenarbeit in den JMD. Besonders gilt das für den Programmereich „Respekt Coaches“, in dem Fachkräfte der AWO an bundesweit über 80 allgemeinbildenden und beruflichen Schulen daran arbeiten, mit Jugendlichen Antworten auf eine gesellschaftliche Grundfrage zu finden: Wie wollen wir zusammenleben? In Workshops, Exkursionen, Gesprächsrunden und anderen Aktivitäten an Schulen vermitteln die JMD gemeinsam mit Kooperationspartnern Jugendlichen unabhängig von ihrem biographischen Hintergrund Grundwerte der demokratischen Gesellschaft, zeigen jungen Menschen Wege zu aktiver Teilhabe, leisten Prävention gegen Menschenfeindlichkeit und unterstützen die Entwicklung von Lebensperspektiven.

Die Fachkräfte im Programm „Respekt Coaches“ entwickeln die Gruppenangebote gemeinsam mit erfahrenen Trägern der politischen Jugendbildung und der Extremismusprävention. Dabei nutzten sie vor allem Ansätze, die sich methodisch vom Schulunterricht unterscheiden. So spielen Jugendliche in Theaterworkshops Konflikte aus ihrem Alltag durch oder bringen in Rap-Workshops eigene Diskriminierungserfahrungen zur Sprache. Ein Erfolgsfaktor der Gruppenarbeit ist, dass die Jugendlichen Themen und Aktivitäten mitbestimmen.

Ein Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit im Programmbereich liegt auf langfristigen Formaten, in denen Vertrauen zwischen Jugendlichen und Fachkräften wachsen und sich Bildungsprozesse entwickeln können. Ein erster Zwischenbericht der wissenschaftlichen Evaluation des Programms hat gezeigt, dass der Ansatz des Programms erfolgversprechend ist. Die AWO setzt sich deshalb für eine langfristige Perspektive des Programmbereichs ein.

Durch die Stärkung von Jugendlichen tragen die Jugendmigrationsdienste zur Gestaltung der Einwanderungsgesellschaft bei. Und sie setzen die Grundwerte der AWO und eine darauf fußenden Selbstverpflichtung des Grundsatzprogramms von 2019 um: Die Mitarbeit an einer solidarischen und pluralen Gesellschaft, in der sich Menschen gegenseitig als Gleiche anerkennen und Rassismus entgegentreten.

Quelle: AWO Bundesverband e.V.

Das Team des Jugendmigrationsdienstes in Rostock und Bad Doberan

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