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Equal-Pay-Day und Frauentag: AWO für Geschlechtergerechtigkeit in der Lohn- und Sorgearbeit

Berlin, den 07.03.2023. Anlässlich des heutigen Equal-Pay-Day und morgigen Frauentags fordert die Arbeiterwohlfahrt Lohngerechtigkeit und mehr Respekt für Sorgearbeit.

Claudia Mandrysch, Mitglied des AWO Bundesvorstandes, erklärt dazu:

„Die Erzählung, dass Frauen durch individuelle Jobentscheidungen selbst schuld seien an schlechterer Bezahlung, ist ein Ammenmärchen: Lohneinbußen von Frauen sind systemisch gemacht. Am Gender Pay Gap werden drei Probleme deutlich: Es gibt weiterhin falsche Anreize, gleiche Arbeit wird nicht gleich bezahlt und die Sorgearbeit ist unfair aufgeteilt.“ Auch bei der Entlohnung in sozialen Berufen müsse nachgelegt werden, so Mandrysch: „Bei den Medizinischen Fachangestellten beträgt die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern 19,5% — und 95% der Beschäftigten in diesem Bereich sind Frauen. Hier wird klar: Auch bei gleichem Anforderungsniveau werden soziale Berufe, in denen überwiegend Frauen arbeiten, oft schlechter bezahlt als männerdominierte Jobs.“ Doch nicht nur Löhne und Gehälter bestimmen die ungleiche Verteilung von Einkommen zwischen den Geschlechtern: „Mit dem Ehegattensplitting wird die Lohnlücke durch steuerliche Fehlanreize weiter aufgerissen. Das ist eine Steuerpolitik von gestern!“

Für die Abschaffung des Ehegattensplittings spricht sich die AWO seit Langem aus. Vor allem Frauen mit gutverdienenden Ehepartner*innen haben durch den Splittingeffekt in der Einkommensteuer nur geringe finanzielle Anreize, ihren Minijob für eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit aufzugeben oder überhaupt eine Tätigkeit aufzunehmen. Kommt es dann zu einer Trennung oder stirbt der Partner, sind diese Frauen über die Sozialversicherungen unzureichend abgesichert und rutschen im schlimmsten Fall in Altersarmut. Besonders gefährdet sind Alleinerziehende, die aufgrund der alleinigen Übernahme der Sorgearbeit für ihre Kinder besonders lange Unterbrechungen in ihrem Erwerbsleben in Kauf nehmen müssen. Obwohl viele von ihnen gerne mehr arbeiten und ihren Lebensunterhalt am liebsten ganz ohne staatliche Unterstützung bestreiten würden, haben sie aufgrund der mangelnden Kinderbetreuungsmöglichkeiten häufig keine andere Wahl als in Teilzeitstellen oder Minijobs im Niedriglohnsektor zu arbeiten. Dazu Kathrin Sonnenholzner, Präsidentin der Arbeiterwohlfahrt:

„Wir brauchen den flächendeckenden Ausbau der Betreuungsinfrastruktur für Kinder, damit auch Alleinerziehende einer Tätigkeit nachgehen können, die sie nachhaltig sozial absichert. Was mir aber insgesamt in der Diskussion um bestehende Ungleichheiten in unserer Gesellschaft fehlt, und zwar auch bei der Debatte um die Finanzierung der Kindergrundsicherung, ist das kritische Hinterfragen des gesamten Systems. Warum befördern wir eigentlich mit dem Ehegattensplitting immer noch still und heimlich längst überkommene Rollenbilder, fördern die Aufnahme atypischer Beschäftigungen, verzichten auf höhere Einnahmen im Haushalt und den Sozialversicherungskassen und gefährden auch noch die soziale Absicherung von Frauen? Und warum lesen wir eigentlich gleichzeitig in den Nachrichten, dass sich die FDP bei der Kindergrundsicherung vor allem darum zu sorgen scheint, dass die hart arbeitende Alleinerziehende von heute auf morgen den Stift fallen lassen oder das Geld einzig für sich einsetzen würde, wenn die neue Leistung etwas höher ausfällt? Das ist nicht nur absurd, sondern vor allem ein Schlag ins Gesicht aller Betroffenen. Nutzen wir in Zeiten vermeintlich leerer Kassen doch die eingesparten Mittel durch eine Abschaffung des Ehegattensplittings und sind bei der Anrechnung der Erwerbseinkommen von Alleinerziehenden bei der Kindergrundsicherung etwas großzügiger. Damit zeigen wir, dass Sorgearbeit in unserer Gesellschaft auch finanziell wertgeschätzt wird.“

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Die Arbeiterwohlfahrt gehört zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege. Sie wird bundesweit von über 300.000 Mitgliedern, mehr als 72.000 ehrenamtlich engagierten Helfer*innen und rund 242.000 hauptamtlichen Mitarbeiter*innen getragen.


Quelle: AWO Bundesverband

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