Am 13. Dezember 1919 legte Marie Juchacz den Grundstein für eine Organisation, die bis heute soziale Hilfe und Gerechtigkeit in Deutschland fördert: die Arbeiterwohlfahrt (AWO). Als engagierte Sozialreformerin, Politikerin und Frauenrechtlerin war Juchacz eine treibende Kraft hinter der Etablierung eines Netzwerks, das sich den Herausforderungen der sozialen Ungleichheit stellte.
Marie Juchacz wurde am 15. März 1879 in Landsberg an der Warthe (heute Gorzów Wielkopolski, Polen) geboren. Als junge Frau trat sie der SPD bei und engagierte sich vor allem für Frauenrechte und soziale Fragen. Sie war eine der ersten Frauen, die nach der Einführung des Frauenwahlrechts 1919 in die Weimarer Nationalversammlung einzogen. Dort hielt sie als erste Frau überhaupt eine Rede in einem deutschen Parlament – ein Meilenstein in der politischen Geschichte des Landes.
Die Gründung der AWO war eine Reaktion auf die katastrophalen sozialen Bedingungen nach dem Ersten Weltkrieg. Viele Menschen litten unter Armut, Hunger und Arbeitslosigkeit. Juchacz erkannte, dass es neben staatlicher Unterstützung auch privates Engagement und organisierte Hilfe brauchte, um diese Not zu lindern. Sie rief die Arbeiterwohlfahrt als eine parteinahe, aber unabhängige Initiative ins Leben, die sich vor allem der Unterstützung von Arbeiterfamilien widmete. Die AWO begann mit Volksküchen, Nähstuben und Kinderbetreuungseinrichtungen, um den akuten Bedarf zu decken.
Ihr Ansatz war dabei wegweisend: Die AWO setzte auf Hilfe zur Selbsthilfe, förderte Ehrenamtlichkeit und schuf eine Gemeinschaft, die sich solidarisch füreinander einsetzte. Diese Prinzipien prägen die Arbeit der Organisation bis heute.
Marie Juchacz selbst blieb Zeit ihres Lebens eine unermüdliche Kämpferin für soziale Gerechtigkeit. Sie musste 1933 ins Exil gehen, als die Nationalsozialisten die AWO verboten und ihr Engagement unterdrückten. Nach dem Krieg kehrte sie nicht nach Deutschland zurück, verfolgte aber weiterhin die Entwicklung der Organisation.
Die Arbeiterwohlfahrt, die heute in ganz Deutschland aktiv ist, erinnert mit Stolz an ihre Gründerin. Marie Juchacz’ Vision von einer solidarischen Gesellschaft und ihre praktischen Ansätze zur Bekämpfung sozialer Ungleichheit sind auch über 100 Jahre später noch von großer Aktualität.
Die Gründung der AWO am 13. Dezember 1919 war mehr als nur der Beginn einer Organisation. Es war ein starkes Zeichen dafür, dass soziale Verantwortung und gesellschaftliches Engagement die Grundlage für ein besseres Miteinander bilden können – ein Erbe, das uns auch heute inspiriert.
Ihr AWO-Team Rostock
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