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Wehrpflicht-Debatte: Junge Menschen nicht instrumentalisieren

Berlin, den 07.07.2020. Zur Debatte um eine Wiedereinführung der Wehrpflicht erklärt Wolfgang Stadler, Vorstandsvorsitzender des AWO Bundesverbandes:

„Die alljährlich wiederkehrende Sommerlochdebatte um verpflichtende Dienste – an der Waffe oder in der sozialen Arbeit – hat mit dem Vorschlag der Wehrbeauftragten Högl eine neue Ausrichtung erhalten. Aus Sicht der AWO ist der Vorstoß nicht nur falsch, sondern lenkt die Aufmerksamkeit in eine völlig verkehrte Richtung.

Junge Menschen zwangsweise in den Militärdienst zu verpflichten, wird nicht gegen systemisch verankerten Rassismus und rechtes Gedankengut in Deutschland helfen. Rechtsextremismus muss mit anderen Maßnahmen bekämpft werden, zu denen konsequente Strafverfolgung, aber v.a. auch politische Bildung gehören.

Die Idee der Verteidigungsministerin, stattdessen einen freiwilligen militärischen „Dienst an Deutschland“ einzuführen, vermischt zudem Begrifflichkeiten, die sauber getrennt bleiben sollten: Der Begriff Freiwilligendienste muss ein zivilgesellschaftlich geprägter sein und bleiben. Was wir wirklich benötigen, ist mehr Wertschätzung und Anerkennung für Menschen, die einen Freiwilligendienst leisten. Dieses Engagement noch viel ernster zu nehmen, würde den Gemeinsinn stärken. Geeignete Maßnahmen dazu wären zum Beispiel eine bessere Anerkennung eines Freiwilligendienstes im Rahmen von Ausbildung, Studium und Beruf sowie freie Fahrt für Freiwillige im öffentlichen Nahverkehr. Außerdem benötigen wir eine bessere Unterstützung für Freiwilligendienstleistende mit Beeinträchtigungen, z.B. durch finanzierte Assistenzleistungen.

Was uns an der aktuellen Debatte stört, ist zudem der Fakt, dass jugendpolitische Argumente überhaupt keine Rolle spielen. Hier sollen junge Menschen instrumentalisiert werden, um ein Problem auf einer ganz anderen Ebene anzugehen, als es eigentlich nötig wäre. Uns als AWO geht es vielmehr darum, die seit langem bestehenden Freiwilligendienste zu stärken und weiterzuentwickeln.

Das Freiwillige Soziale Jahr und der Bundesfreiwilligendienst sind nach unserer Überzeugung ausgezeichnete Wege, um Engagement, Gemeinsinn und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Das gelingt auch deshalb, weil uns die zumeist jungen Freiwilligen mit ihren Fähigkeiten, Erwartungen und Motiven wichtig sind. Wir geben ihnen Möglichkeiten, sich auszuprobieren und zu lernen und wir begleiten sie dabei. Den Versuchen aus dem politischen Raum, die Interessen junger Menschen zu übergehen, widersprechen wir entschieden!“

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Die Arbeiterwohlfahrt gehört zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege und wird bundesweit von über 312.000 Mitgliedern, mehr als 82.000 ehrenamtlich engagierten Helferinnen und Helfern sowie rund 237.000 hauptamtlichen Mitarbeiter*innen getragen.

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Quelle: AWO-Bundesverband e.V.

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